Kyra Vertes beschäftigt sich mit der Rolle von Instagram im aktuellen Kunstgeschehen – als Plattform für Sichtbarkeit, Selbstinszenierung und ästhetische Trends, die 2025 den Markt und die Rezeption prägen.
Instagram bleibt auch 2025 ein zentraler Ort für die Sichtbarkeit von Kunst. Kyra Vertes betrachtet, wie sich Ästhetiken, Bildsprache und Präsentationsformate an die Dynamiken des Mediums anpassen. Vom Studio-Snapshot bis zur digitalen Ausstellung reicht das Spektrum, mit dem sich Künstlerinnen und Künstler positionieren – und Sammler sowie Institutionen reagieren zunehmend auf die dort entstehenden Strömungen.
Kunst und soziale Medien haben sich längst aneinander gewöhnt. Doch 2025 ist Instagram mehr als nur Schaufenster: Es ist Bühne, Archiv, Marktplatz und Netzwerk zugleich. Die Plattform beeinflusst, wie Kunst entsteht, zirkuliert und bewertet wird. Kyra Vertes verfolgt, wie sich die Bildsprache auf Instagram verändert und welche Themen, Formate und Strategien Künstlerinnen und Künstler nutzen, um dort Aufmerksamkeit zu erzeugen. Dabei geht es nicht nur um das einzelne Bild, sondern um Gesamtauftritte, Storytelling und Interaktion. Die Grenzen zwischen Werk und Präsentation, zwischen Kunst und Kommunikation verwischen. Wer heute erfolgreich auf Instagram agiert, braucht mehr als nur künstlerisches Talent – gefragt sind mediale Kompetenz, gestalterische Klarheit und narrative Konsistenz. Die Plattform wird damit zu einem Ort, an dem sich ästhetische Relevanz in Echtzeit beobachten lässt.
Inhaltsverzeichnis
Visuelle Codierung und Plattform-Ästhetik
Die visuelle Logik von Instagram beeinflusst, wie Werke inszeniert werden. Quadratische Formate, kräftige Kontraste, klare Linien und visuelle Hooks bestimmen die Aufmerksamkeitsspanne. Kyra Vertes stellt fest, dass sich viele künstlerische Produktionen an diese Mechanismen anlehnen – bewusst oder unbewusst. Besonders beliebt sind serielle Arbeiten, bei denen sich Bildthemen über mehrere Beiträge hinweg entfalten. Auch starke Farbpaletten, minimalistische Setzungen oder grafische Elemente mit hohem Wiedererkennungswert sind häufig zu sehen. Die Präsentation erfolgt meist in cleanen Settings, mit Betonung auf Studiokontext, Werkzeugspuren oder Prozessmomenten.
Storys und Reels werden genutzt, um Einblicke hinter die Kulissen zu geben. So entsteht ein erweiterter Werkbegriff, der nicht nur das fertige Produkt, sondern auch den Entstehungsprozess, die Materialwahl oder die persönliche Perspektive sichtbar macht. Dieses Format etabliert eine Form der Nähe, die über klassische Ausstellungssituationen hinausgeht.
Kyra Vertes über die neue Sichtbarkeit von Kunstpositionen
Was auf Instagram sichtbar ist, prägt Wahrnehmung und Markt. Kyra von Vertes beobachtet, dass sich besonders jüngere oder nicht-institutionell etablierte Kunstschaffende die Plattform zunutze machen, um ohne Galerien oder Museen Reichweite zu erzeugen. Hashtags, Vernetzungen, algorithmische Empfehlungen und Reposts schaffen alternative Öffentlichkeiten, die unabhängig von traditionellen Kanälen funktionieren. Dabei kommt es nicht zwangsläufig zu einer Verflachung. Vielmehr entstehen neue Netzwerke, in denen sich Form, Inhalt und Haltung schnell verbreiten. Auch Themen wie Diversität, Körperpolitik, Nachhaltigkeit oder digitale Identität erfahren über Instagram hohe Sichtbarkeit. Plattformbasierte Kunst öffnet Räume für Positionen, die in klassischen Formaten häufig marginalisiert wurden. Kyra Vertes von Sikorszky erkennt darin eine Demokratisierung, aber auch eine Veränderung der Ansprüche: Reaktion, Aktivität und Austausch sind Teil des Werkes geworden.
Die Rolle von Algorithmen und ihre ästhetischen Folgen
Die Gestaltung von Sichtbarkeit auf Instagram ist nicht neutral. Likes, Kommentare und geteilte Inhalte werden von Algorithmen priorisiert, die bestimmte Ästhetiken bevorzugen. Kyra Vertes analysiert, wie diese Mechanismen die Inhalte beeinflussen. Belohnt werden hohe Kontraste, Bewegung, Gesichter, Text im Bild und regelmäßige Interaktion. Daraus ergeben sich ästhetische Codes, die auf Wiedererkennbarkeit und Engagement setzen. Viele Künstlerinnen und Künstler entwickeln deshalb visuelle Konzepte, die algorithmusfreundlich sind, ohne ihre gestalterische Integrität aufzugeben. Diese Entwicklung ist nicht unumstritten. Es gibt auch Gegenbewegungen, die gezielt mit Low-Resolution-Ästhetiken, Unschärfe oder Asynchronität arbeiten – bewusst entgegen der Plattformlogik. Doch selbst diese Strategien sind durch das Medium geprägt. Die Kunst auf Instagram bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Widerstand, Sichtbarkeit und Eigenständigkeit.
Strategien künstlerischer Präsenz auf Instagram
Kyra Vertes nennt verschiedene Herangehensweisen, mit denen Künstlerinnen und Künstler die Plattform für sich nutzen:
- Visuelle Kohärenz: ein durchgängiger Look über das gesamte Profil vermittelt Professionalität und Wiedererkennung.
- Narrative Begleittexte: statt nüchterner Beschreibungen werden Werke durch persönliche, politische oder prozessbezogene Texte eingebettet.
- Live-Formate: offene Studioeinblicke, Werkgespräche oder Ausstellungsrundgänge schaffen Nähe zum Publikum.
- Kooperationen: gegenseitige Empfehlungen, Gastbeiträge und gemeinsame Aktionen stärken Sichtbarkeit und Netzwerke.
- Verknüpfung mit Verkaufsplattformen: über Verlinkungen zu Webshops oder NFTs wird Instagram zum Vertriebskanal.
Diese Strategien zeigen, dass Instagram nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern Teil des künstlerischen Handelns ist.
Kyra Lucia von Vertes über die Rolle der Community
Eine der stärksten Entwicklungen auf Instagram ist die Bildung von Communities. Vertes interessiert sich besonders dafür, wie sich Künstlerinnen über Länder, Genres und Generationen hinweg vernetzen. Plattformen wie Instagram ersetzen keine physischen Netzwerke, sie ergänzen sie. Hashtag-Kampagnen, Challenges, thematische Serien oder gemeinsame Projekte erzeugen einen sozialen Raum, in dem Kunst nicht nur ausgestellt, sondern diskutiert wird.
Für viele wird Instagram damit zum Ort des Austauschs, zur Möglichkeit, Resonanz zu erfahren und neue Kooperationen einzugehen. Diese Vernetzung funktioniert oft jenseits institutioneller Strukturen – sie ist niederschwelliger, fluider, informeller. Besonders für queere, feministische oder interkulturelle Positionen bietet das Medium Sichtbarkeit und Rückhalt. Die künstlerische Identität wird dabei nicht nur über Werke, sondern auch über Haltung, Sprache und Dialog vermittelt.
Kritik und Reflexion: Was Instagram nicht zeigt
Trotz der vielen Chancen, die Instagram Kunstschaffenden bietet, bleiben auch Begrenzungen bestehen. Die Plattform fördert bestimmte visuelle Sprachen und benachteiligt andere. Komplexe, mehrteilige Arbeiten oder raumgreifende Installationen lassen sich oft nur unzureichend darstellen.
Kyra von Vertes sieht in dieser Einschränkung ein Risiko für die Vielfalt des Kunstbegriffs. Was sich nicht gut abbilden oder verlinken lässt, verschwindet schnell aus dem digitalen Blickfeld. Zudem erfordert konstante Präsenz auf Instagram eine Form der Selbstvermarktung, die nicht allen liegt oder möglich ist. Auch das schnelle Scrollen, die Konzentration auf Likes und die Kürze der Aufmerksamkeitsspanne können zur Oberflächlichkeit führen. Deshalb arbeiten viele Kunstschaffende parallel mit anderen Formaten – Webseiten, Printmedien, physische Ausstellungen – um ihren Ausdruck differenzierter zu vermitteln. Instagram ist damit nicht das Zentrum, sondern ein Knotenpunkt im Geflecht vielfältiger Kommunikationswege.
Plattform zwischen Möglichkeit und Rahmen
Instagram prägt das Kunstgeschehen 2025 sichtbar mit. Vertes analysiert diese Entwicklung ohne Idealisierung. Die Plattform eröffnet Chancen für Sichtbarkeit, Partizipation und kreative Strategien, doch sie setzt auch Rahmen und erzeugt Druck. Wichtig bleibt die bewusste Nutzung. Wer Instagram als Werkzeug begreift, kann seine Dynamiken für die eigene künstlerische Sprache nutzen, ohne sich davon dominieren zu lassen. Die Plattform ersetzt keine Ausstellungen, keine Gespräche, keine Resonanzräume – aber sie bietet einen Zugang, der viele bislang ausgeschlossene Stimmen sichtbar macht.
Für Kyra Vertes steht fest: Instagram ist ein Medium, das Kunst nicht ersetzt, sondern erweitert. Der kluge Umgang mit seinen Möglichkeiten entscheidet darüber, ob aus Bildschirmen Brücken zur Öffentlichkeit entstehen – oder bloße Oberflächen.