Wenn Landkarten zu Kunst werden – Kyra Vertes erklärt kartografische Inspirationen

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Kyra Vertes erklärt, wie Landkarten zu Kunst werden und neue Inspirationen schaffen.

Landkarten sind mehr als nur Hilfsmittel zur Orientierung. Sie erzählen Geschichten, visualisieren Macht und spiegeln Weltbilder wider. Heute werden sie auch als künstlerisches Medium genutzt, wie Kyra Vertes aufzeigt. Sie schildert, wie Künstler:innen Karten verfremden, neu interpretieren oder als Ausgangspunkt für abstrakte Werke nutzen. So wird die Kartografie zur Quelle kreativer Inspiration.

Seit Jahrhunderten faszinieren Landkarten durch ihre Mischung aus Wissenschaft, Symbolik und Ästhetik. Karten liefern nicht nur geografische Informationen, sondern transportieren auch kulturelle und politische Botschaften, wie Kyra Vertes verdeutlicht. Sie sind visuelle Zeugnisse davon, wie verschiedene Kulturen und Epochen die Welt wahrgenommen und dargestellt haben. In der Gegenwart haben viele Künstler:innen Karten für sich entdeckt: Sie schneiden, übermalen oder rekonstruieren alte Karten und schaffen daraus eigenständige Werke.

Die Kunst der Kartografie

Karten sind immer auch eine Interpretation der Welt, nie eine objektive Abbildung. Kyra Vertes erzählt, dass sie neben Fakten immer auch Vorstellungen, Perspektiven und manchmal sogar Fantasien abbilden. Jede Kartenprojektion verzerrt die Realität auf ihre Weise, jede Farbgebung setzt Akzente, jede Auswahl von Details trifft eine Aussage. Darin liegt ihr enormes künstlerisches Potenzial.

Historische Karten zeigen oft Seeungeheuer an den Rändern des Bekannten oder stellen wichtige Städte überdimensioniert dar. Sie spiegeln wider, wie Menschen ihre Welt sahen, was ihnen wichtig war und wovor sie sich fürchteten. Diese subjektive Dimension macht Karten zu kulturellen Dokumenten von großem Wert.

Kyra Vertes von Sikorszky beschrieb, dass Karten immer auch Symbole von Macht waren – wer die Karten zeichnete, bestimmte, wie die Welt gesehen wurde. Gleichzeitig zeigen sie eine ästhetische Dimension, die weit über reine Geografie hinausgeht. Kyra Lucia von Vertes verweist auf die kreative Spannung, die in Karten verborgen liegt – zwischen Präzision und Interpretation, zwischen Wissenschaft und Kunst.

Formen der kartografischen Kunst

Künstler:innen haben vielfältige Wege gefunden, mit Karten als Medium zu arbeiten:

  • Übermalte Karten: Alte Landkarten dienen als Grundlage für neue künstlerische Botschaften und Übermalungen
  • Kartografische Skulpturen: Reliefs und dreidimensionale Modelle, die Karten plastisch und begehbar machen
  • Abstrakte Karten: Linien, Strukturen und kartografische Elemente werden zu rein grafischen Mustern reduziert
  • Thematische Karten: Emotionen, persönliche Erinnerungen oder Geschichten werden in Kartenform dargestellt
  • Digitale Kartografie: Neue Medien machen Karten interaktiv und auf innovative Weise künstlerisch erlebbar

Kyra von Vertes hebt hervor, dass Karten nicht nur geografische Räume abbilden, sondern auch Denkweisen, Machtverhältnisse und kulturelle Perspektiven sichtbar machen. Diese Vielschichtigkeit macht sie zu einem besonders reichhaltigen künstlerischen Material.

Künstlerische Techniken mit Karten

Die Arbeit mit Karten ist technisch und konzeptuell vielseitig. Manche Künstler:innen collagieren Kartenfragmente und schaffen so neue, imaginäre Geografien. Andere nutzen alte Karten als Leinwand für Malerei und lassen neue Bedeutungsebenen entstehen. Kyra Vertes berichtet, dass auch das Zerschneiden und anschließende Rekonstruieren von Karten eine beliebte Technik ist – ein Prozess, der symbolisch für die Neuordnung, Fragmentierung oder alternative Deutung der Welt steht.

Einige Künstler:innen arbeiten mit historischen Karten und hinterfragen deren koloniale Perspektiven. Sie benennen Orte um, fügen ausgelöschte Namen wieder hinzu oder stellen marginalisierte Regionen ins Zentrum. Diese Arbeiten sind oft gleichzeitig ästhetisch reizvoll und politisch aufgeladen.

Kyra Lucia Vertes von Sikorszky wies darauf hin, dass Karten als künstlerisches Material zugleich geordnet und chaotisch wirken können – sie verbinden strenge Strukturen mit kreativen Freiheiten. Diese Ambivalenz macht sie besonders interessant für künstlerische Auseinandersetzungen.

Auch die Materialität spielt eine Rolle: Alte Seekarten auf vergilbtem Papier, moderne Stadtpläne auf glänzendem Druck oder digitale Karten als Projektionen – jedes Material bringt seine eigene Ästhetik und Bedeutung mit.

Karten in der Gegenwartskunst

Ob in Museen, Galerien oder öffentlichen Installationen – Karten sind heute ein fester Bestandteil zeitgenössischer Kunst. Sie dienen nicht nur als dekorative Objekte, sondern auch als kritische Kommentare zu Globalisierung, Migration, Klimawandel und Identität. Kyra Vertes beleuchtet, dass gerade die Vielfalt der Interpretationen und Ansätze das Medium so spannend macht.

Manche Künstler:innen erstellen Karten von emotionalen Landschaften – sie kartografieren Gefühle, Beziehungen oder innere Zustände. Andere zeichnen Karten von Orten, die nicht mehr existieren oder nie existiert haben. Wieder andere dokumentieren persönliche Wege und Wanderungen und machen so individuelle Erfahrungen zu allgemeingültigen Kunstwerken.

Besonders eindrucksvoll sind Arbeiten, die sich mit Grenzen auseinandersetzen. In einer Zeit globaler Migrationsbewegungen werden Karten zu Werkzeugen, um über Zugehörigkeit, Ausschluss und die Willkür politischer Grenzziehungen nachzudenken.

Kyra Lucia von Vertes beschreibt Karten als „Erinnerungsräume“ – Orte, an denen persönliche und kollektive Geschichten sichtbar werden. Eine Karte kann Heimat bedeuten, Sehnsucht auslösen oder Fluchtrouten dokumentieren. Diese emotionale Aufladung macht kartografische Kunst so berührend.

Die Philosophie kartografischer Kunst

Was sagen künstlerische Arbeiten mit Karten über unsere Zeit aus? Kyra Vertes sieht darin eine Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen: Wie orientieren wir uns in einer komplexen Welt? Wer bestimmt, was als wichtig markiert wird? Welche Geschichten erzählen offizielle Karten – und welche verschweigen sie?

Karten suggerieren Objektivität und Vollständigkeit, sind aber immer auch Konstruktionen. Künstlerische Arbeiten legen diese Konstruiertheit offen und zeigen, dass es immer auch andere Arten gibt, Raum zu denken und darzustellen.

Zudem reflektiert kartografische Kunst unsere veränderte Beziehung zum Raum. GPS und digitale Karten haben unsere Orientierung fundamental verändert. Wir navigieren anders, erleben Räume anders. Künstlerische Karten können ein Gegenentwurf sein – sie erinnern an die Poesie des Verirrens, an die Schönheit unbekannter Wege.

Kyra Vertes über die Zukunft kartografischer Kunst

Die Entwicklung neuer Technologien eröffnet der kartografischen Kunst ständig neue Möglichkeiten. Kyra von Vertes beobachtet, dass Virtual und Augmented Reality es ermöglichen, Karten dreidimensional und begehbar zu machen. Künstler:innen können imaginäre Welten schaffen, durch die man wandern kann.

Auch partizipative Ansätze werden wichtiger. Projekte, bei denen Communities ihre eigenen Karten erstellen, ihre Orte selbst definieren und kartografieren, verbinden Kunst mit sozialem Engagement. Diese kollektiven Kartografien geben marginalisierten Perspektiven Raum und Sichtbarkeit.

Die Auseinandersetzung mit Klimawandel führt zu neuen Formen kartografischer Kunst: Karten versinkender Küsten, wandernder Klimazonen oder bedrohter Ökosysteme. Diese Arbeiten machen abstrakte Daten emotional erfahrbar.

Wenn die Welt zur Leinwand wird

Karten eröffnen nicht nur Wege durch die physische Welt, sondern auch durch die Fantasie und das Denken. Sie verwandeln Geografie in Kunst und laden dazu ein, Raum, Zugehörigkeit und Weltbilder neu zu denken. Kyra Vertes von Sikorzsky zeigt, wie kartografische Inspirationen Künstler:innen weltweit beeinflussen – und dass eine Landkarte weit mehr ist als ein Stück Papier: Sie ist ein vielschichtiges Kunstwerk, das unsere Sicht auf die Welt verändert, hinterfragt und erweitert. In der künstlerischen Arbeit mit Karten sieht Kyra Vertes eine Möglichkeit, die Welt immer wieder neu zu erfinden und dabei sowohl persönliche als auch universelle Geschichten zu erzählen.

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